Von Granada aus machten wir uns auf zur Laguna de Apoyo: Ein entspannter Reisetag von 30 Minuten Reisezeit lag vor uns. Das Ziel entpuppte sich als paradiesisch schön! Unser Hostel lag direkt am sehr klaren, warmen und fast perfekt runden Vulkansee und der Strand sowie die Sonneninsel luden zum (Tiefen)entspannen ein. Da wir auf der Fahrt Denny und Inez, die quasi die gleiche Reiseroute wie wir haben, kennenlernten, konnten wir uns bei leckeren Smoothies über die Freuden und (sehr wenigen) Leiden des Backpacker-Lebens austauschen. Der Tag verging wie im Flug und während Denny und Inez am Nachmittag wieder ihren Rückweg nach Granada antraten, stellten wir beim Sonnenuntergang Spekulationen über den bevorstehenden Wahlsonntag in Österreich an.
Am nächsten Tag genossen wir die Sonne noch am Strand bzw. bei einer Meditation auf der Sonneninsel bevor es nach zweiwöchiger (krankheitsbedingter) Taxi-Verwendung wieder mit dem Chicken Bus weiter nach Masaya ging. Da wir unsere Reisegeschwindigkeit gerade auf super-langsam gestellt haben, waren wir wieder mal nach 30 Minuten am Ziel. Bei unserer Ankunft waren wir beeindruckt, wie wenig Gringo-Aufmerksamkeit uns zu Teil wurde. Es gab niemanden der uns eine Taxifahrt, ein Hostel oder sonst was andrehen wollte. Ob der neuen Entspannung entschieden wir uns die ca. 2km zum Hostel zu gehen. Dass wir mit unseren Rucksäcken durch die unendlich scheinenden Gänge des Marktes und die Mittagshitze mussten, machte den Weg doch etwas beschwerlicher. Nach einer kurzen Ruhepause in unserer bisher billigsten Unterkunft, nahmen wir die schwarzen Zahlen des Tagesbudgets als Anlass uns äußert leckere Batidos zu gönnen. Danach spazierten wir durch die wirklich saubere, sichere und freundliche Stadt Richtung Malecón, der Spaziermeile an der Laguna de Masaya. Dort stolperten wir zufällig in die Bike-Show eines Motorradclubs und genossen danach den Ausblick auf den aktiven Vulkan Masaya. Zum Abendessen gabs „Baho“, dessen sauerkrautartig schmeckendes Yucca und Rindfleisch heimatliche Gefühle aufkommen ließen.
Der nächste Tag sollte einer der spannendsten unserer bisherigen Reise werden. Nach dem obligatorischen Frühstücks-Gallo Pinto (Reis und Bohnen) nahmen wir uns ein Taxi zu der ehemaligen Festung bzw. Foltergefängnis Coyotepe. Oben angekommen, zahlten wir (etwas unsicher) das Eintrittsgeld an einen ca. 10-jährigen, der uns die Türen zu den unterirdischen Gängen aufsperrte. Eine anwesende nicaraguanische Familie fungierte gleich als Guide und lotste uns mit einer spärlich leuchtenden Taschenlampe nach unten ins Stockdunkle. Uns war etwas mulmig bei dem Gedanken, da diese Situation entweder mit dem Verlust von Geld und Kamera oder dem Gewinn einer außergewöhnlichen Begegnung enden würde. Um ersteren Ausgang zu verhindern, blieb Kathi nach einigen Metern stehen und wollte umdrehen. Als die 9-jährige Tochter der Familie sie aber quasi an die Hand nahm und ihr sagte, dass sie keine Angst haben muss, ließ auch Kathi sich auf das Abenteuer ein. Eine gute Entscheidung: Die äußert nette Familie führte uns durch den gesamten Untergrund und forderte mal wieder unsere Spanischkenntnisse heraus. Nachdem wir noch den Ausblick auf den Vulkan und die Stadt Masaya eingefangen hatten, spazierten wir wieder den Berg hinunter zur Autobahn. Interessanter Begegnungen noch nicht genug: Auf dem Weg trafen wir eine französische Familie mit drei Kindern, die mit ihrem Wohnwagen zwei Jahre durch Amerika unterwegs sind. Die haben bestimmt Geschichten zu erzählen…
Am Nachmittag gab es ein freudiges Wiedersehen mit Denny und Inez am Mercado de Artesanías. Da der Markt aber recht klein ist, spazierten wir zum riesigen Stadtmarkt, auf dem man sich zwischen Bettgestellen, Wassermelonen und Schweineköpfen schon mal verlaufen kann. Wir lernten die Frucht Guava kennen und tauchten ein in das geschäftige Marktleben, bis uns der Gestank wieder Richtung Hauptplatz trieb. Dort stärkten wir uns mit Baho und gönnten uns danach guten Kaffee/Tee und ECHTE Kuchen! 🙂
Mit Einbruch der Dunkelheit mieteten wir uns ein Taxi, das uns zum Krater des Vulkanes Masaya, in dem man flüssiges Magma sehen kann, bringen sollte. Wir steckten hohe Erwartungen in den Besuch, da man für maximal 15 Minuten auf der Aussichtsplattform 10$ Eintritt zahlt. Dass wir nicht die einzigen Besucher waren, merkten wir, als wir schon auf der Autobahn in der Schlange standen. Mit einer Truppe aus vier aufgeregten Abenteurern, einem belustigten Taxifahrer und einer selbst gerollten Zigarre wurde es jedoch nicht langweilig und irgendwann waren auch wir vorne angekommen und durften los „düsen“. Der 1. Gang brachte uns gerade noch so zum Krater, wo wir allerdings mit einem spektakulären Blick auf eine „Feuer-Wolke“ im Vulkan belohnt wurden. Als wir das brodelnde, gelb-rote, flüssiges Magma im Inneren erblickten waren wir endgültig sprachlos! Es hatte sich absolut gelohnt! Absolut begeistert traten wir wieder unsere Heimreise an und verabschiedeten Denny und Inez an der Bushaltestelle Richtung Granada. Den Abend ließen wir zur Blasmusik der täglichen La Purisima Parade mit vielmaligem Durchschauen der eben gemachten Fotos ausklingen.
Den letzten Tag in unserer neuen Lieblingsstadt Masaya verbrachten wir gemächlich mit Reiseplanung, spazierengehen und wieder einmal einem Arztbesuch. Diesmal war der Besuch beim otorrinolaringologo bzw. in diesem Fall einer otorrinolaringologa aber äußerst angenehm. Dra. Angela Patricia Fuentes Perez erklärte nicht nur alles bis ins Detail, sondern nahm sich auch extra viel Zeit um Kathis Ohr zu reinigen und ein (hoffentlich) letztes Mal Ohrentropfen zu verabreichen. Am Abend grüßte mal wieder die heilige Maria. Nach über einer Woche merkt man den Musikanten langsam an, dass der Elan nicht mehr ganz so vorhanden ist. Ich glaube, es freuen sich alle auf ein Ende der Feierlichkeiten am 7. Dezember.