Natürlich wieder Vulkane und – „Quien causa tanta alegria?“ – selbstverständlich Maria!

​Unser nächstes Ziel war die Universitätsstadt León. Mittels Microbus fuhren wir zuerst Richtung Managua, wo wir am UCA Busbahnhof umsteigen mussten. Der Ajudante sorgte mit dem Ansagen der Haltestelle (Manaua, Manaua, uuukaaa, uuukaaa) für auf der Straße wartende Leute auch fast die ganze Stunde dafür, dass wir das nicht vergaßen. Von Managua gings weiter mit dem nächsten Microbus nach Leon, wo wir am hektischen Busbahnhof erstmal schnell Richtung Stadt wollten. Nach ein paar Minuten Marsch, wollten wir der Hitze entgehen und nahmen uns ein Rad-Taxi. Da dieses aber nach 200 Metern einen Platten hatte, gings doch wieder zu Fuß ins Hostel. Dort freuten wir uns aber sehr über die Hängematten und die nette Atmosphäre.

Bei einem kurzen Spaziergang durch die Stadt, sahen wir uns die Kathedrale – die größte Zentralamerikas – und die Vorbereitungen zum großen Festtag von „La Griteria“ an.

Der 7. Dezember begann bei uns wieder mal mit Spanischunterricht, der uns helfen sollte, das Gelernte ein bisschen zu festigen. Danach begaben wir uns ins Getümmel am Markt, wo pre-Weihnachtsstimmung herrschte, da anscheinend jeder noch Besorgungen für das große Fest am Abend machen musste. So kochten auch wir uns ein „festliches“ Mahl (Nudeln mit Tomatensoße) und machten uns auf zum Hauptplatz, wo schon hunderte Menschen auf den Beginn von „La Griteria“ und somit das Ende von „La Purisima“ warteten. Der Platz schien verwandelt zu einer erweiterten Kathedrale, wo die Leute der gerade stattfindenden Messe lauschten. Pünktlich um 18 Uhr rief der Pfarrer „Quien causa tanta alegria?“ (Wer verursacht so viel Freude?) ins Mikrofon und die Menschenmenge antwortete „La Conception de Maria!“. Danach folgte eine Darbietung von allem, was auf irgendeine Art Lärm erzeugen kann: Sirene, Glocken, Musik, Knaller, Feuerwerk und ein Pfarrer bzw. Fernsehmoderator mit Mikrofon. Ein bisschen zu viel des Guten, aber so feiert man anscheinend in Nicaragua… Dazu tanzten Figuren und auch die Quesillo- und Eisverkäufer stiegen mit ihren Klingeln ins Lärmorchester mit ein. Nachdem der Startschuss für die Feierlichkeiten gegeben war, bewegten sich vor allem die Jüngeren sehr schnellen Schrittes zu den Türen des Amtsgebäudes bzw. ans Ende der eeewigen Schlange (einmal um den ganzen Block) die sich um den Hauptplatz gebildet hatte. Der Grund: Für ein „Quien causa tanta alegria?“ gibt es überall in der Stadt Familien bzw. öffentliche Stellen, die mit einer Marienstatue im Rücken und einem „La Conception de Maria“ Geschenke verteilen – ein religiöses Halloween quasi. Da die öffentliche Hand bei dieser Gelegenheit fast einen ganzen Rucksack mit Süßigkeiten, Milch, Reis und Waschmittel füllt, stellen sich manche Leute schon zu Mittag dafür an. Entsprechend schlimm war dann um kurz nach 18 Uhr das Gedränge am Anfang, das selbst 10 Polizisten nicht in den Griff bekamen. Am Weg zum Hostel hörte man aus den Hauseingängen meist nur mehr ein müdes „La virgen“ beim Überreichen der Geschenke. Sowohl Kinder und Erwachsene liefen aber noch immer fröhlich von Haus zu Haus, um ihre Rucksäcke bzw. Kannen zu füllen, während das anscheinend nie enden wollende Feuerwerk die Hintergrundmusik lieferte.

Am zweiten Tag in Leon genossen wir nach dem Sprachunterricht den Feiertag in der Hängematte bei Sonnenschein, Smoothie und Feuerwerk. Wahrscheinlich können die meisten Feuerwerk-Hersteller weltweit von La Purisima und La Griteria bzw. der Woche danach leben. Außerdem bereiteten wir unsere Rucksäcke für das nächste Abenteuer vor: Eine zweitägige Wanderung auf den Vulkan „El Hoyo“ inklusive Vulcanoboarding, die wir mit einem Frühstück im Büro der Quetzaltrekkers starteten. Gestärkt füllten wir unsere Rucksäcke mit je 8 Litern Wasser, Schlafsack, Isomatte und Zelt bzw. Essen. Wie schwer sich 15kg am Rücken dann doch anfühlen wurde uns erst später bewusst… Zuerst ging es nämlich im Truck zum Vulcanoboarding. Dafür mussten wir nur unseren Schutzanzug und das „Sandboard“ auf den Gipfel des aktiven Vulkans Cerro Negro schleppen. Das lockere Vulkangestein, sowie die 100 prozentige Sonneneinstrahlung machten den Aufstieg zwar nicht unbedingt einfach, aber der schöne Ausblick auf die Cordillera de los Maribios war jeden Schweißtropfen wert. Oben angekommen grub jeder eine bisschen in die Erde und konnte sich dank der immer stärkeren Hitzeentwicklung vergewissern, dass wir auf einem aktiven Vulkan waren. Danach schmissen wir uns in die attraktiven Schutzanzüge inklusive Brillen und Handschuhe und stellten uns an den Anfangspunkt. Vor allem Kathi wurde hier ein bisschen anders. Die Steilheit entsprach nämlich eher eine dunkelschwarzen Piste in den heimischen Bergen und als wirkliche Profi Sandboarder konnten wir uns schließlich nicht bezeichnen… Dank der guten Einführung durch unsere Guides ließ sich die Geschwindigkeit dann aber bestens regeln und so hatten wir beide unseren Spaß beim hinunter sausen. 🙂

Unten angekommen waren wir glücklich und vor allem voller Sand! Da es dieser selbst durch Sportschuhe und -socken geschafft hatte, wäre das Schönste eine Dusche gewesen. Tja, die gab es für die nächsten 30 Stunden nicht. Stattdessen hieß es 15kg Rucksack schultern und erstmal eine Stunde steil bergauf. Wenigstens spendete der Wald guten Schatten und durchs Ausgleichen des Wasserverlustes verlor der Rucksack schon mal ein Kilo. Nachdem der Aufstieg geschafft war, schmeckte das Mittagessen umso besser und die nächsten drei Stunden Wanderung in der Ebene fielen uns auch nicht mehr schwer. Mit einem grandiosen Ausblick belohnt, bauten wir unsere Zelte auf einem erloschenen Vulkankrater auf und genossen die Abendstimmung. Kurz vor Sonnenuntergang machte sich die lustige Truppe, bestehend aus zehn Erstbesteigern und drei Guides auf zum namensgebenden „Hoyo“: Ein riesiges Loch am Kraterrand. Danach marschierten wir an einer Vulkangas-Quelle vorbei zurück zum Campingplatz, wo wir uns den beeindruckenden Sonnenuntergang ansahen. Ein gutes Essen und das Zusammensitzen am Lagerfeuer beendeten diesen wunderschönen Tag. Der nächste sollte ebenso bildschön mit einem Sonnenaufgang anfangen! Das Frühstück stärkte uns für die nächsten Stunden bergab, bergauf und durch überkopf-hohes Gebüsch. Ziemlich ausgelaugt kamen wir an eine Lagune, wo es jeder kaum erwarten konnte ins Wasser zu springen. 🙂 Wir fingen die letzten Momente der Ruhe ein, bevor wir uns wieder Richtung Autobahn begaben, wo uns nur noch zwei Busfahrten von León trennten. Erschöpft, aber überglücklich kamen wir im Quetzaltrekkers Büro an und verabschiedeten uns von unseren Mitwanderern, sowie den drei fantastischen Guides Kaeli, Miguel und Mathilda. So eine tolle Arbeit als Volontär zu leisten ist echt nicht selbstverständlich!

Wieder im Hostel angekommen gönnten wir uns eine ausgiebige Dusche und eine lange Nacht auf der angenehm weichen Matratze. 🙂

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