Ein bisschen Großstadtfeeling, bitte! Nach Meer und Bergen fehlte das nämlich noch auf unserer abwechslungsreichen Tour durch Java. Deshalb traten wir die, mit Bob wiedereinmal etwas beschwerliche Reise nach Yogyakarta an. Am Abend landeten wir in der großen Asphaltwüste, wo wir im Becak an mit blinkenden Neonlichtern verzierten Fahrradrikschas vorbeizogen. Darin erfreuten sich vor allem die jungen Frauen am tausendsten Selfie, das sie beim Treten im psychedelischen Mobil zeigte. Wir hingegen freuten uns auf ein Bett, bevor es am nächsten Tag zum dritten Mal vor Sonnenaufgang los ging.
Während „Jogja“, wie die Studentenstadt im Volksmund gennant wird, noch im Schlaf lag, machten wir uns mit dem Moped um 4:30 Uhr auf durch die dunklen Straßen ans nördliche Ende der Stadt. Unser Ziel war der große buddhistische Tempel Borobudur! Mit dem ersten Licht, das die Farben in die Landschaft zauberte, erstrahlte in unserem Rücken auch der Vulkan Merapi in malerischem Rot. Pünktlich zum Sonnenaufgang hatten wir es zu dem großen Bauwerk geschafft, wo die vielen Buddha Statuen in mystisches Licht gehüllt waren. Wir arbeiteten uns, in verkehrter Reihenfolge, von der erleuchteten Ebene, die mit ihren Glocken ähnlichen Figuren weit über dem Dschungel trohnte, bis zum Boden, wo unzählige Fresken die menschliche Lebensweise darstellte. Erfreulicherweise hatten wir den Tempel teilweise fast für uns alleine und konnten so die Atmosphäre genießen. Als die Muezzinrufe durch die Bäume hallten, waren wir wieder fasziniert, wie einfach es doch ist, mit verschiedenen Religionen Tür an Tür zu wohnen…
Am Rückweg wählten wir statt der Schnellstraße eine Fahrt durchs Hinterland: von einem satten grünen Reisfeld zum nächsten! Durch wunderschön üppige Vegetation schlängelten sich kleine Straßen, auf denen wir mit dem Moped ins javanesische Leben eintauchten. In Jogja empfing uns dann wieder der normale indonesische Verkehrs-Wahnsinn. 🙂
Thomas packte mal wieder der Eifer, weswegen er sich für ein bisschen Sprachunterricht entschied, während Kathi die ein oder anderen (organisatorischen) Dinge erledigte. Arsih brachte Thomas in humorvoller Art und Weise die wichtigsten Phrasen fürs Reiseleben bei und ließ ihn mit nicht wenigen Hausaufgaben die Nachmittage verbringen.
„Jogja“ wie die hippen Backpacker sagen, war jedenfalls nicht das touristische Großkaliber für das man es nach Reiseführerlektüre halten könnte… Männer, die ungefragt in den Bart greifen / ihre Telefonnummer in Notizbücher kritzeln, die Lautstärke, das Dauerhupen und die Hitze werden in der einschlägigen Literatur ebensowenig erwähnt wie dass die suizidale Idee, zu Fuß zu gehen, nicht SOFORT von den Schreiberlingen im Keim erstickt wird. Die Lösung, sich ein (rosa) Fahrrad zu leihen, gab ein subjektiv besseres Gefühl, objektiv sollte man diese Handlung aber wohl als ebenso bekloppt abtun. Thomas wurde wegen zu legerer Kleidung (und mangelndem Bestechungsgeld) aus dem Immigrationsamt geschmissen und musste in Ermangelung einer langen Hose am nächsten Tag die lange Skiwäsche unter der kurzen Hose tragen… bei 32°C. Der amüsante Sprachunterricht gefiel ihm hingegen irre gut und legte den Grundstein für die kommenden Kommunikationen, sparte bei zähen Verhandlungen oft Geld und öffnete immer wieder ein paar kleine Türen mehr als die Indonesier ohnehin schon für Fremde offen halten. Die Intensität der Hausaufgaben und Vokabeln versetzte Thomas aber in die Schulzeit zurück und ließ ihm nur zwei freie Abende; Ein Besuch im Wasserpalast, im berühmten Schattentheater und in einem Gudeg-Lokal, wo Jackfruit und Fleisch in Kokosmilch und Zucker serviert werden, waren jedoch drin.