Vom Surfbrett in die Wanderschuhe: Peninsula de Osa

​Nachdem langsam unsere ganze Hostel-Family abgereist war und unsere Postkarten, die wir aus Uvita weggeschickt hatten schon in Europa gelandet waren (Sowas haben wir selbst in Österreich noch nicht geschafft…), merkten wir, dass es Zeit war weiterzuziehen! Zuvor besichtigten wir aber am letzten Tag den Wasserfall „Cascada Verde“, weil wir nach drei Wochen nicht abreisen konnten, ohne zumindest die Punkte des typischen Zwei-Tage-Uvita Programmes gesehen zu haben. Also machten wir uns in bester Gesellschaft auf zum kühlen Nass und genossen das erfrischende Süßwasser inklusive Nackenmassage. 🙂

Am 13.02. hieß es dann wirklich Abschied nehmen: Wir räumten die Magic Box, leerten unsere rosa Essenskiste und verabschiedeten uns von Mitarbeitern und anderen Reisenden. Wir traten noch ein letztes Mal durchs Eingang- bzw. diesmal​ Ausgangstor des Flutterby und weiter gings Richtung Süden nach Palmar Norte. Dort vertrieben wir uns die Zeit in einem überteuerten Autobahn Restaurant, bis uns der nächste Bus nach Sierpe brachte. Die zwei Orte standen zwar eindeutig in Konkurrenz um den Titel „Verschlafenstes Dorf“, die Bootsanlegestelle jedoch strotze vor Touristen, die – so wie wir – weiter auf die Halbinsel Osa wollten. Zwei Leguane nutzten das Rampenlicht und präsentierten sich von ihre Schokoladenseite für diverse Kameralinsen.

Die bevorstehende Reise durch einen Fluss mit anschließender Überfahrt auf offenem Meer rief bei uns Erinnerungen an die Genesis wach. Vor allem da die Fahrt als „atemberaubend“ beschrieben wurde… Glücklicherweise bedeutete dies in Costa Rica atemberaubend schön und so genossen wir die Fahrt durch die Mangrovenwälder bevor es – etwas rauer – an der traumhaften Küste, die mit in tiefer Sonne leuchtenden Felsformationen wartete, bis nach Bahia Drake ging. Aufgrund einer nicht vorhanden Anlegestelle galt es hier den richtigen Zeitpunkt zum Aussteigen zu erwischen, um nicht mit einer Welle an Land gespült zu werden. Mehr oder weniger trocken schafften wir es in den klitzekleinen Ort, der aus einer unbefestigten Straße bestand und kamen in einem netten Hostel unter.


Die Peninsula de Osa ist bekannt für ihren riesigen Nationalpark Corcovado, der zu den ältesten und an Biodiversität reichesten der Welt gehört. Leider ist eine Besichtigung mit mindestens 90$ Ausgaben verbunden und da die Natur ja sowieso nicht an der Nationalparkgrenze halt macht, entschieden wir uns die Gegend drumherum auf eigene Faust zu erkunden. Gestartet wurde mit einem Wanderweg entlang der Küste zum Fluss „Rio Claro“. Nach der Überquerung von Hängebrücken gings weiter zu verlassenen Stränden, die sich als Buchten zwischen Felsen einbetteten, die die anbrandenden Wellen zerschlugen. Immer im Blick war dabei die Insel Caño, die wie der Ayers Rock im Meer lag. Magische Bäume, die ihre Wurzeln wie Schlangen in Boden und Luft schlugen und knarrende Bambuswäldchen säumten den Weg. Dazu leisteten uns Affen, die (wahrscheinlich unwillkürlich) ihre Essensreste auf uns schmissen und tolpatschig-scheue Nasenbären Gesellschaft. 🙂 Am Boden gab es krabbelndes Getier zu beobachten: Von Kokosnuss-süchtigen Einsiedlerkrebsen bis Eidechsen mit Breitmaulfrosch-Gesicht und Leguan-Beinen war alles dabei! Im Rio Claro badeten wir uns den Wanderstaub und -schweiß von der Haut und hofften, dass das Brackwasser nicht allzu viele Krokodile anzieht… Unverletzt gings den ganzen Weg zurück, wo wir uns ziemlich müde an leckerem italienischen Eis (was sonst erwartet man sich in einem kleinen abgelegen Dorf in Costa Rica…) erfreuten.


Am nächsten Tag gings weiter entlang der Küste zur letzten leistbaren Unterkunft vor den Toren zu Corcovado. Zwei Wege führten zu dem Hostel: Eine 25-minütige (teure) Bootsfahrt oder eine 4-stündige (gratis) Wanderung. Bei uns Sparfüchsen hieß es nicht „oder“ sondern „und“ und so fuhr Kathi mit unserem gesamten Gepäck auf dem Boot während Thomas die Wanderung auf sich nahm. Die ersten zwei Stunden verliefen, bis auf einen Affen, der es auf die Banane in seinem Rucksack abgesehen hatte und nicht davor zurückschreckte Verstärkung zu holen, bestens. Danach stand zwar des öfteren die Frage „Bin ich hier richtig?“ im Lianen, Baum und Sand geprägten Raum, aber nach einigen Klettereinheiten landete auch er im Naturparadies! Eine riesige Wiese erstreckte sich vor den Cabinas und Dorms in den privaten Strand. Dazu gehörte ein Wald, der direkt an Corcovado grenzte und ein perfekter Blick auf den Sonnenuntergang. Leider war die Atmosphäre, sowie die Gastfreundlichkeit der Besitzer nicht so wunderbar. Man fühlte sich ziemlich unwillkommen und unsere Betten bekamen wir schlussendlich nur dank einsatzfreudiger Freiwilliger! Ein Sonnenuntergang wie aus dem Reisekatalog entschädigte uns dann aber ziemlich gut.


Da wir natürlich von den Tier-Beobachtungen der Touristen, die schon eine Wandertour auf dem Gelände hinter sich hatten ziemlich beeindruckend waren, begaben wir uns auch auf Terrain, das mit Tapiren, Affen, Schlangen, Jaguaren und Pumas warten sollte. Weil wir auf eine Begegnung mit Letzteren eher verzichten wollten, verwandelte Thomas einen Ast in eine „Schlangenpeitsche“, von manchen fälschlicherweise als Wünschelrute bezeichnet. Dazu nahmen wir an, dass unsere Beine, die im Gegensatz zu den Waldbewohnern, wie Bohrmaschinen ins Laub rammten, laut genug waren, um größere Raubkatzen abzuhalten. So blieben wir von gefährlichen Zusammenstößen verschont, während wir einen Tucan, einen schwarzen Riesenvogel, einen Kolibri und diverse Affen in den Urwaldriesen herumturnen sahen. Generell waren es vor allem die meterhohen Bäume, die uns in Staunen versetzten und neben denen wir uns wie kleine Ameisen mit Nackenstarre fühlten. Nochdazu fühlte sich der Wald, in dem wir die meiste Zeit ohne eine Menschenseele zu sehen wanderten, durch ständiges knacken, knistern, zierpen, rascheln wirklich mystisch und lebendig an! Nochdazu waren im „Märchenwald“ hohle Bäume zu finden, deren Erscheinung wirklich unwirklich wirkte. Auf den letzten Metern vor dem Hostel erspähte Thomas, der glückliche, noch einen Babytapir. 🙂

Unser letzter Tag auf der Halbinsel begann mit mit einem Ausblick aus unserer Cabina auf die Hängematten, die vor dem Meer, dass sich im frühmorgendlichen Licht tosend gegen die Felsen schlug, baumelten. Entsprechend war auch die Bewegung aufs Boot: Nur mit einem Hechtsprung auf das Vehikel, das auch mit den Schlägen des Wassers kämpfte, konnte man sich vor einer Ganzkörperdusche retten. Nach mehreren Anläufen konnten wir die Bucht endlich verlassen. Kurz vor Einfahrt in den Fluss zeigten sich die Wellen dann wirklich von der nicaraguanisch „atemberaubenden“ Seite und schaukelten uns heftig rauf und runter. Der Käptain meisterte aber alles perfekt und zeigte uns mit einem „Only I drive“ einen abgelegen Ast der vielzähligen Wasserwege, in dem sich der Mangrovenwald märchenhaft und staksig aus dem Wasser erhob. Angekommen in Sierpe warteten weitere sechs Stunden Reise in vier verschiedenen Bussen bevor wir im verschlafenen Pavones, kurz vor der Grenze zu Panama, ankamen. Pura Vida!