Zwei Abenteurer auf Abwegen – Sonne, Meer und Strand an der Pazifikküste

​Nachdem wir zwei Monate lang jedes Erlebnis geteilt hatten, entschieden wir uns für ein paar Tage getrennte Erlebnis-Wege zu gehen und so machte sich Thomas auf zur Nicoya Halbinsel, während es Kathi in den Süden von Costa Rica verschlug. In Alajuela machten wir unsere Rucksäcke solo-reisefähig und verabschiedeten uns für eine Woche.

KATHI

Da ich mein eigentliches Reiseziel Uvita nicht an einem Tag erreichen würde, entschied ich mich für einen Zwischenstopp in San Isidro del General. Als erste Hürde musste ich in San Jose den richtigen Busterminal finden. Da ich aber in einem Taxi saß, dessen Fensterheber, Tacho und Anschnallgurte funktionierten bzw. überhaupt vorhanden waren, vetraute ich dem Taxifahrer, der mich auch prompt zum richtigen Bus brachte. Die nächsten dreieinhalb Stunden lieferten wieder wunderschöne Aussicht in die mittlere Hochebene des Landes, jedoch – dank der ununterbrochenen Serpentinenfahrt – ebenso gewisses Unwohlsein… In San Isidro gönnte ich mir den Luxus eines Einzelzimmers und schaute mir die einzige „Sehenswürdigkeit“ (überraschenderweise eine Kirche) an. Eigentlich wollten Thomas und ich von hier aus auf den höchsten Berg Costa Ricas, „Chirripó“, wandern. Da jedoch die Zulassungen zu diesem Nationalpark erst wieder ab Ende März zu haben waren, war meine Absicht, die Gegend für unseren bevorstehenden Aufstieg zu erkunden, hinfällig…


Also trat ich die nächste Serpentinenfahrt an die Küste an: Als sich meine Sitznachbarin mit Abfahrt bekreuzigte und noch ein gemurmeltes Sätzchen mit dem Wort „Dios“ ausstieß, fragte ich mich kurz, ob ich mir mehr Sorgen als die üblichen – nämlich, dass meine Kniescheiben durch den ungewollt engen Kontakt an dem Vordersitz die Fahrt nicht unbeschadet überstehen werden – machen sollte. Die 35km lange Strecke verlief aber, selbst für die Knie, bestens und lieferte für zwei(!) Stunden Ausblicke in die von tiefgrünen Wäldern bewachsenen Berge und Einblicke in die kleinen Dörfer, die sich dazwischen wie eine Perlenkette auffädelten. In Dominical spuckte uns der Bus in die pralle Hitze auf den trockenen Sandboden aus und anstatt drei Stunden neben riesigen Leguanen auf den nächsten Bus nach Uvita zu warten, checkte ich im nächsten Hostel ein und wanderte den wunderschönen, meilenweiten Strand entlang. Während sich im Sonnenuntergang die Wolken im Wasser spiegelten und mit dem Himmel zu einem grenzenlosen Meer verschmolzen, ritten die Surfer die Wellen im letzten glitzernden Licht zum Strand.


Am 20.01. schaffte ich es endlich nach Uvita! 🙂 Dort kam ich für eine Nacht in einer Cabina unter, die zwar von sehr netten Besitzern geführt wurde, dem Wort „Bretterbude“ aber eher näher kam. Dafür wartete einen Katzensprung entfernt der traumhafte Nationalpark „Marino Ballena“, der Strand von Uvita. Dieser hätte bei anderem Wetter und Vegetation auch an der dänischen Nordseeküste liegen können und bietete somit wieder die Möglichkeit endloser Spaziergänge!



Am nächsten Tag zog ich ins Flutterby House, wo einem das Gefühl, nachhause zu kommen, direkt an der Tür entgegenschlägt. In der großen Küche und am langen Esstisch fühlt man sich weniger unter Reisenden als in einer großen Familie und nicht selten hört man nach der Frage an sein Gegenüber, wie lange er/sie denn schon da sei, „Länger als geplant…“. 🙂 Wenn man denn einmal von seinem Buch aufblickt und aus der Hängematte steigt, kann man bei Ebbe den Strand entlang bis zum „Whale Tail“ wandern – eine Sanbank, die sich in Form einer Walflosse ins Meer erstreckt.


THOMAS

Thomas‘ Abenteuer schmeckt zunächst nach Hafer mit Milchpulver und Schweiß, welcher nach einem mittäglichen 32°-Vollgepäckmarsch durch die unattraktive, vor Hitze flimernde Stadt, großflächig an ihm klebt. Die Fähre ist knapp verpasst, die nächste geht erst am Abend. Das nette dreißig Dollar Angebot für ein Dormbett schlage ich freundlich aus und verbringe langweilige, brütende Stunden, von denen Reisende nie berichten. Am späten Abend spuckt mich die Fähre ins Dunkel aus und ein DDR-„Volksbus“ prügelt mich nach Jicaral durch-ein Dorf so attraktiv wie sein Name. Morgens um 5.00 klatsche ich mit dem selben, freudigen Elan (der scheinbar aufkommt, wenn man die Stadt verlassen kann) wie zahlreiche Vorgänger mein Seifestück an die Duschwand und genieße erneut das Volksbus-Gefühl. In Nosara treffe ich auf eine eingeschworene Surfergemeinde, die mit hunderten anderen den Tag über im Wasser auf Wellen wartet. Ich hänge mit ihnen rum, meditiere und lese jedoch vorwiegend, während die Schatten von Pelikanen über mich hinweg ziehen. Die Abfahrt wird frühmorgendlich durch dicke Eichhörnchen und laute Brüllaffen begleitet, während der nächste Stopp weniger naturbelassen ausfällt: Auf der glühenden Autobahn mit unterschiedlichen Richtungsangaben der heimischen Bevölkerung ausgestattet, wird das Umsteigen nicht erleichtert, gelingt aber. Als ich aufwache begrüßt mich Quepos mit irrer Hitze und endlosen Kolonnen an Kokosnuss- und Ananasbäumen, die dicht an meinem Fenster vorbeiziehen. Das Angebot eines offensichtlich in besonderer Intimität zueinander stehenden männlichen Pärchens, bei ihnen schlafen zu können, erscheint mir weniger attraktiv als ein Dorm. Ich verbringe den Abend essend und quatschend mit einem Geschwisterpaar. Morgens steht die Menschenschlange vor dem Nationalpark bei drückender Hitze kurz vor ihrer eigenen Häutung, drinnen erscheint mir der Eintritt jedoch die Mühe wert. Der Strand ist wie aus einem Prospekt geschnitten mit Bäumen,deren fleischige, mit rotem und grünem Leben vollgepumpten Blätter dem glänzenden Weiß des Sandes etwas Schatten spenden. Ich finde ein abgelegenes Plätzchen für eine Wanderpause,welche von einer neugierigen Gruppe Affen (welche, wenn ich mich ihnen zuwende, vordergründig IRGENDWO hinschauen, nur nicht auf die sie eigentlich interessierenden Bananen – sehr amüsante, menschliche Form des demonstrativen Desinteresses), Einsiedlerkrebsen und einem fetten, sonnenbadenden Leguan begleitet wird. Ich lerne nach einer langen Hostelsuche ein junges Pärchen kennen, wir feiern zusammen den Geburtstag von ihr – mit eindrucksvollem Tabascoschnaps und kurzem Casinobesuch – und hängen die Tage viel und lustig miteinander rum. Ich höre von einem abgelegenen Strand, den ich nur dank meiner maps-app nach einer längeren und weniger komfortablen Wanderung erreiche. Ich teile die Einsamkeit des schönen Strandes mit zwei Engländern,wobei die Dame der beiden es bei meinem Eintreffen noch schafft, ihre entblößte Blöße zu bedecken. Wir gehen nach einem die Situation auflockernden Gespräch gemeinsam zurück, sehen zwei dicke rote Papageien und verabschieden uns leider hektisch bei einer Bushaltestelle. Ich genieße den Sonnenuntergang, zu dem sich eine wohl besoffene Yogatruppe jauchzend, breitarmig und bikinikreisend zusammengefunden hat. Der berühmt-berüchtigte Homosexuellenstrand direkt daneben präsentiert sich gegenüber dem Spektakel züchtig und leer.


Nach einer Woche des Single-Reisens führten unsere Wege in Uvita wieder zusammen! Mittlerweile mussten wir uns mehr als einmal als „Länger als geplant“-Bleibende outen, aber dazu mehr im nächsten Beitrag! 🙂