Zwei Wienerinnen verliebt in den Paisa*-Style: Medellin aus allen Perspektiven

*“Paisa“ werden die Bewohner des Bundeslandes Antioquia genannt.

Auf gings, ab gings, 5 Tage Medellin! Da die kolumbianischen Distanzen und zwei Wochen Reisezeit in diesem großen Land nicht unbedingt zu Busreisen passten, stiegen wir an Cartagenas Flughafen in ein äußerst modernes Avianca Flugzeug, das uns direkt nach Medellin brachte. Die vor 15 Jahren noch gefährlichste Stadt der Welt, investiert heutzutage derart in Bildung und Entwicklung, dass sie sich zu einer der fortschrittlichsten Mittelamerikas gemausert hat. Diesen Eindruck gewonnen wir auch direkt bei unserer Ankunft im Viertel „Poblado“, wo sich zwischen Hostels und Bars auch noch abends eine Menge Leute tummelten.

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Unser erster Tag in Medellin startete zuerst natürlich mit dem Geschmack von Käse und Mais. Daraufhin sollten aber weniger vorhersagbare Begegnungen folgen, denn ein, mehr oder weniger zufälliges Treffen mit einer alten Reisebekanntschaft aus Kathi1′ Zeit in Chile, ließ uns die Welt wieder in Murmelgröße erscheinen. Danach stolperten wir direkt in eine ungeplante Kaffeeverkostung: Das Erdgeschoss unseres brandneuen und supertollen Hostels fungierte nämlich als Food court, der zwei Tage vor der Eröffnung stand und deren Kaffee- und Cocktailbar von drei unheimlich sympathischen Frauen gemanagt wurde. Direkt aus der Umgebung Medellins wussten sie den Kaffee von lokalen Bauern nicht nur wunderschön zu verpacken, sondern auch für Geschmack und Auge auf den Tisch zu bringen. Dazu gab es neben himmlischen Brownies und Croissants, Wissenswertes über den kolumbianischen Kaffee und ein nettes Gespräch über Land und Leute!

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Da wir doch noch eine Touristenattraktion für diesen Tag erkunden wollten, begaben wir uns mit den berühmten „Metro cable“, den Seilbahnen Medellins zum Parque Arvi. In einer halben Stunde, in der wir über teils sehr arme Viertel „flogen“, transportierte uns die Seilbahn von der Großstadt direkt in die Berge. Auf den einhergehenden Temperaturfall waren wir nicht unbedingt vorbereitet, weshalb wir nur auf einem kleinen Rundwanderweg die frische Höhenluft atmeten, bevor es wieder runter in die Millionenstadt ging, wo wir mitten in der Rushhour landeten. Völlig perplex beobachten wir die nicht enden wollenden Ströme von Menschen, die durch Sprints über die Stiegen noch irgendwie versuchen ein paar Plätze vor ihren Mitstreitern in den Schlangen bei den U-Bahn Zugängen zu landen.

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Medellins Geschichte wurden neben Pablo Escobar natürlich auch von den Kämpfen zwischen FARC und den Paramilitarios geprägt. Ein Viertel, das darunter besonders gelitten hatte und einst mit der höchsten Mordrate der Welt in den Schlagzeilen landete, ist heute für seine Graffitis und Freiluftrolltreppen bekannt. Da der Gang durch die engen Gässchen und über die endlosen Stufen dieses (an Geld) ärmere Viertel noch immer nicht ganz ungefährlich sein soll, erkundeten wir die Gegend mit einer Tour. Nach einem Arepa-Frühstück folgte eine Metro cable Fahrt inklusive Geschichte-Stunde, bei der wir erfuhren, dass die an den Hängen erbauten Häuser für Scharfschützen als perfekte Basis dienten, um Kämpfe, bei denen natürlich hauptsächlich die Zivilbevölkerung starb, auszutragen. Unser erster Stopp führte uns zum Haus von Socorro Mosquera, die als eine der vielen unbekannten Helden dieses Bürgerkrieges hervorging: Als eines Tages ihre Tochter bei einer Schießerei starb, trat sie aus dem Haus, schwenkte ein weißes Taschentuch und schrie „No mas, no mas!“ (Nicht mehr, nicht mehr!). Daraufhin wurden langsam die Waffen niedergelegt und ein erster Schritt in Richtung Frieden war getan. Leider folgte jedoch durch die staatlich angeordnete Operation Orion mit dem Ziel die Guerillas zu vertreiben, wieder der Einzug von Gewalt und Morden. Wer mehr dazu lesen möchte, findet hier sehr interessante Zeilen: http://www.zeit.de/2003/34/Kolumbien Erfolgreiche Friedensverträge tragen mittlerweile dazu bei, dass der Bürgerkrieg aus dem Labyrinth an verwinkelten Wegen der Comuna 13 zwar verschwunden ist, die Armut und Gewalt jedoch blieb. Seit 10 Jahren versuchen die Bewohner nun mit Graffitis und street art ihrem Viertel ein neues Gesicht und damit dem Frieden eine neue Chance zu geben. Auch die 2012 erbauten Freiluftrolltreppen machen es nicht nur den Bewohnern leichter die Höhen in ihrem Stadtteil, in dem die Grundstückspreise wohl nach der Lichtzugänglichkeit gestaffelt sind, zu überwinden, sondern locken auch Touristen an. Beeindruckt von der bewegenden Geschichte beendeten wir die Tour mit einem typischen, geschmacklich wieder einmal gewöhnungsbedürftigen Mangoeis mit Limetten-Salz Dip.
Mit der modernen Metro, die der Paisas ganzer Stolz ist, ging es weiter in Medellins vielfältiger Sightseeing-Liste. Nach einer kurzen Besichtigung des „Kulturpalastes“ begaben wir uns zum Plaza Botero, wo die gewichtigen Bronzefiguren des gleichnamige Künstler uns zum Schmunzeln brachten.

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Bevor es für Kathi2 nach erlebnisreichen Wochen wieder heimwärts ging, schauten wir uns die Stadt noch aus der Vogelperspektive an. Mit einem Paragleitflug flogen wir aus der Komfortzone heraus und in den Wind vom Vorort San Felix hinein, hoch hinaus mit Blick auf die Berge Antioquias. Beim Ausfüllen unserer Blutgruppe wurde uns zwar ein bisschen mulmig, aber so schnell konnten wir gar nicht schauen, da hatten wir unseren Helm auf und schwebten mit unserem Piloten über Medellin. Ein einmaliger Erlebnistag endete mit einem leckeren Abendessen, bei dem wir auf unsere schöne gemeinsame Zeit anstießen! 🙂

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